Nackenschmerzen treten im oberen Rücken, Nacken oder Hals auf, also im Bereich der Halswirbelsäule bis zu den Schultern – sie können auch auf Arme und Finger ausstrahlen. Statistiken berichten von Schmerzen im Bereich des Nackens bei jedem zweiten Erwachsenen, und das mindestens einmal im Leben. Dabei sind auch chronische Nackenschmerzen weit verbreitet, und das nicht nur bei älteren Menschen.
Besonders der steife Nacken gehört mit zu den häufigsten rückenspezifischen Beschwerden. Wir verraten Ihnen die am weitest-verbreiteten Ursachen und Symptome von Nackenschmerzen, und geben Ihnen hilfreiche Tipps, was Sie gegen akute Nackenschmerzen tun können.
Verschiedene Arten von Nackenschmerzen
Alles, das umgangssprachlich als Nackenschmerzen bezeichnet wird, lässt sich im Bereich der Halswirbelsäule verorten. Ist vom „Nacken“ die Rede dann ist damit der Bereich zwischen dem Hinterhaupthöcker, dem ersten Brustwirbel und dem schulternahen Ansatz des Trapezmuskels gemeint.
Oft strahlen die Schmerzen auch in den Hinterkopf aus, weshalb Kopfschmerzen ebenfalls häufig zu den Symptomen gehören. Auch ein Ausstrahlen in Arme und Finger ist typisch. Nackenschmerzen gelten als die zweithäufigsten Rückenschmerzen überhaupt.
Der Nacken ist besonders sensibel und meist weniger kräftig als andere Bereiche des Rückens.
Daher ist der sogenannte steife Nacken ein sehr verbreitetes Symptom, besonders unter Büroangestellten.
Er entsteht durch eine überhöhte, stressbedingte Spannung der Muskeln und Bänder, welche die Wirbelsäule umgeben. Auch Schulterprobleme gehören hier dazu. Betroffen sind Menschen unterschiedlichsten Alters, vermehrt im mittleren Alter.
Medizinisch gesehen bezeichnet man Nackenschmerzen auch als „HWS-Syndrom“ (Halswirbelsäulensyndrom) oder auch als Cervicalgie. Kommt es vor, dass die Schmerzen auch in die Extremitäten ausstrahlen, dann spricht man von Brachialgie oder Cervicobrachialgie.
Meistens vergehen Nackenschmerzen relativ schnell – sie können aber auch zu einem chronischen Problem werden. Hier finden Sie einen Leitfaden zur Unterscheidung:
- Akute Nackenschmerzen: bis zu 3 Wochen
- Subakute Nackenschmerzen: 4-12 bzw. bis zu 16 Wochen
- Chronische Nackenschmerzen: über 12 bzw. 16 Wochen
In vielen Fällen vergehen die Schmerzen innerhalb weniger Tage, oder dauern etwa 2 Wochen an. Das größte Problem in dieser Hinsicht ist ein andauernder Stress, welcher der größte Auslöser für wiederkehrende Nackenschmerzen ist, die unregelmäßig auftreten.
Ursachen & Symptome von Nackenschmerzen
Wie erwähnt ist Stress ein sehr gängiger Auslöser für Schmerzen. Es kann sich allerdings auch um kleinere Problemfelder, wie ein kalter Luftzug oder eine zu kühle Klimaanlage handeln. Eine klare Diagnose ist in den meisten Fällen schwierig – die ganz spezifischen Ursachen für Nackenschmerzen werden nur selten gefunden.
Früher war die Meinung weit verbreitet, Schuld an den Schmerzen wären Abnutzungen der Halswirbel, wie etwa bei Arthrose. Heute weiß man, dass Schmerzen im Nackenbereich auch unabhängig davon auftreten können.
Doch gerade bei älteren Menschen können Wirbelschäden oder Schäden der Bandscheiben wie eine Bandscheibenvorwölbung (Protrusion) bzw. ein Bandscheibenvorfall (Prolaps) durchaus der Grund für Nackenschmerzen sein. Auch Begleiterkrankungen können für die Beschwerden verantwortlich sein.
Brachialgie entsteht beispielsweise durch eine mechanische Reizung oder Kompression des Armgeflechts (Plexus brachialis). Zudem können psychische Belastungen wie eine Angststörung, eine Depression bzw. eine depressive Stimmungslage Schmerzen verursachen.
Auch in der Schwangerschaft sind Nackenprobleme verbreitet. Zu den häufigsten Ursachen für Nackenschmerzen zählen jedoch vor allem auch:
- Eine schlechte Haltung
- Körperliche, nicht-ergonomische Arbeit
- Sportverletzungen
- Verspannungen
- Übergewicht
Um Nackenprobleme langfristig zu vermeiden, ist eine Umgewöhnung von belastenden Mustern und Gewohnheiten notwendig. Indem etwa schlechte Haltungen aktiv umgangen werden, können Sie Schmerzen im Bereich des Nackens sehr gut in den Griff bekommen. Weitere Behandlungsmöglichkeiten finden Sie hier im Überblick.
Beachten Sie: gefährlich werden Nackenschmerzen erst, wenn zum Beispiel ein Schleudertrauma vorliegt – treffen diese Symptome auf Sie zu, dann suchen Sie unbedingt einen Arzt auf!
Maßnahmen bei Nackenschmerzen
Leiden Sie unter akuten, hartnäckigen Schmerzen im Nackenbereich, zögern Sie nicht, sich diese 7 Sofortmaßnahmen anzusehen, um Ihre Schmerzen zu lindern:
Tipp #1: Wärmeanwendungen
Infrarot-Behandlungen sind eine Methode, um Schmerzen zu mindern, doch auch für Zuhause gibt es Abhilfe. Dazu zählen etwa durchblutungsfördernde Salben, Kirschsteinkissen, oder Wärme-Pflaster mit entsprechenden Wirkstoffen.
Empfehlenswert wären etwa Nonivamid, oder Cayenne-Pfeffer – doch ziehen Sie für die individuell beste Lösung idealerweise auch noch Ihren Apotheker hinzu. Diese Lösungen sind vor allem bei schmerzhaften Muskelverspannungen- und Muskelverzerrungen sehr hilfreich.
Auch ein Saunabesuch oder ein Dampfbad kann wohltuend wirken.
Beim anschließenden kalten Duschen sollten die verspannten Körperpartien ausgelassen werden, um eine erneute Verhärtung zu verhindern.
Zusatz-Tipp: Meiden Sie generell Zugluft und Feuchtigkeit – auch Sie können Schmerzen verursachen. Schützen Sie Ihren Hals und Nacken also generell vorsorglich vor Kälte.
Tipp #2: Bewegung und Training
Zum einen sollten Sie Überlastungen auf jeden Fall vermeiden. Denn eine dauerhaft überlastete Muskulatur führt zu einer Verkürzung und Verhärtung der Muskeln – genau dann übt der Druck auf bestimmte Stellen Schmerzen aus.
Das große Problem: die Schmerzen führen zu Fehl- und Schonhaltungen, welche den Schmerz wiederum verfestigen. Doch auch eine übertriebene Schonung (Bettruhe) kann nachteilig sein. Am besten ist ein gesundes Maß an Bewegung.
Machen Sie dazu sanfte Übungen zur Muskeldehnung, welche Sie am besten regelmäßig ausführen und behutsam steigern – damit Sie auch in Zukunft im Alltag schmerzfrei bleiben. Versuchen Sie es beispielsweise einmal mit diesen einfachen Übungen bei einem HWS-Syndrom.
Die Schmerzspezialisten Liebscher & Bracht haben sich intensiv mit dem Thema Rückenschmerzen auseinandergesetzt, und erklären unter anderem auch diese Top-Übungen bei Problemen im Nackenbereich, die Sie ganz einfach daheim nachmachen können. Leiden Sie an einem steifen Nacken, dann steigern Sie Ihre Beweglichkeit am besten mithilfe dieser Übungen im Video:
Tipp #3: Einen Ausgleich finden
Da Stress – vor allem im Job – ein typischer Auslöser für Nackenverspannungen ist, sollte unbedingt eine Veränderung der aktuellen Situation erfolgen, um spätere Probleme zu vermeiden, bzw. die Schmerzen nicht chronisch werden zu lassen.
Meiden Sie Stress so gut es geht, oder bauen Sie ihn im Fall Schritt für Schritt ab. Suchen Sie sich einen Ausgleich.
Yoga im Büro ist viel leichter umzusetzen, als Sie vielleicht denken. Auch Meditation kann helfen. Versuchen Sie es auch etwa mit autogenem Training oder Progressiver Muskelrelaxation.
Letztere hilft etwa beim Ein- oder Durchschlafen, indem die Muskulatur entspannt und der Schmerz rasch reduziert wird.
Gerade bei subakuten Schmerzen sind diese Verfahren hilfreich. Im Falle können psychotherapeutische Gespräche helfen, die Ursachen und Lösungen für die Schmerzen herauszufinden.
Tipp #4: Ergonomisch & „nackenfreundlich“ arbeiten
Häufig liegt das Problem bei Nackenbeschwerden an der falschen Sitzhaltung. Man überstreckt den Nacken, indem man schon ganz automatisch beim Arbeiten in sich zusammensackt. Dabei würde eine aufrechte Haltung den Nacken und damit die Nackenmuskulatur entscheidend entlasten.
Schaffen Sie sich daher einen ergonomischen Arbeitsplatz, an dem eine wirbelsäulenfreundliche Sitzposition möglich ist. Versuchen Sie es etwa mit dem bewährten System Ergotron Workfit-A, bei dem Sie abwechselnd im Sitzen und im Stehen arbeiten können.
Dazwischen ist es äußerst wichtig, regelmäßige Entspannungs- und Bewegungspausen einzuräumen. Verbessern Sie Ihre Haltung im Alltag, sowohl in der Arbeit als auch in der Freizeit, um chronischen Beschwerden vorzubeugen. Eine wirksame Methode, um den Büroalltag schmerzfrei zu gestalten, sind die folgenden Übungen gegen Nackenverspannungen.
Wichtig: auch eine Fehlsichtigkeit kann zu einer gekrümmten Sitzhaltung führen. Wenden Sie sich an einen Augenarzt und lassen Sie eine Fehlsichtigkeit im Falle unbedingt korrigieren.
Tipp #5: Die Schlafsituation verbessern
Auch eine falsche Matratze oder ein ungünstiges Kissen können schuld an Nackenproblemen sein.
Wichtig wäre ein flacher Ausgleich der Nackenwölbung. Informieren Sie sich bei Experten, um die optimale Schlafsituation für Ihren Nacken zu generieren.
Dafür gibt es etwa Nackenstützkissen und spezielle orthopädische Kissen. Im Grunde ist jedoch jenes Kopfkissen das Beste für Sie, auf dem Sie am bequemsten liegen.
Vergessen Sie bei der Kissenwahl beispielsweise nicht, Ihre individuelle Schlafposition zu berücksichtigen. Liegen Sie hauptsächlich auf der Seite, dann ist ein Seitenschläferkissen für Sie die perfekte Wahl. Bauch- und Rückenschläfer hingegen sollten wiederum Ihre Position für die Wahl des Kissens reflektieren.
Tipp #6: Schmerzmittel sparsam einsetzen
Auch die Möglichkeit von Schmerzmitteln sollte erwähnt werden. Diese Methode empfiehlt sich nur dann, wenn Sie unerträgliche Schmerzen lindern möchten – damit wirken Sie aber natürlich nicht der Ursache der Nackenbeschwerden entgegen.
Schmerzmittel sind allerdings gerade dann sinnvoll, wenn Sie unter akuten Nackenschmerzen leiden, aber trotzdem Ihren Alltag bestreiten müssen. Nimmt man durch die Schmerzen nämlich ständig Schonhaltungen ein, dann können diese falschen Belastungen durchaus auch zu verlängerten Schmerzen führen.
Meistens wird in diesen Fällen das Schmerzmittel Paracetamol eingesetzt. Für eine stärkere Wirkung werden NSAR (nicht-steroidale Antirheumatika) verabreicht, wie etwa ASS (Acetylsalicylsäure), Diclofenac oder Ibuprofen.
NSAR sind teilweise nicht rezeptpflichtig – achten Sie deshalb bei der Einnahme besonders auf die Anweisungen der Packungsbeilage. Wichtig: Schmerzmittel sind nur eine sehr kurzfristige Lösung bei akuten Schmerzen. Jedoch keineswegs langfristig einzusetzen!
Tipp #7: Hausmittel gegen Nackenschmerzen
Abschließend können Sie durchaus auch auf natürliche Heilmittel zurückgreifen, um Ihre Nackenschmerzen zu lindern. Kräuter aus der Chinesischen Medizin (TCM) haben sich als besonders wirksam erwiesen. Gerade Tabletten mit Qishe, sowie ein äußerlich angewandtes Extrakt aus Brechnüssen (Nucis comicae) sind sehr gute Mittel zur Schmerzbekämpfung.
Zudem sieht man eine gesunde Ernährung nachweislich auch als Hilfe bei Nackenschmerzen an. Nehmen Sie genügend wichtige Nährstoffe zu sich, wie die folgenden, denn dies kann Muskelproblemen und Verhärtungen im Nacken vorbeugen:
- Vitamin D
- Kalzium und Magnesium
- Antioxidantien
- Omega-3-Fettsäuren
- Walnüsse, Hülsenfrüchte, grünes Blattgemüse und Fischöl
Richard B
Dank meines Masters in Sportwissenschaften weiß ich genau, worauf es beim Aufbau einer funktionalen Rückenmuskulatur ankommt. Außerdem bin ich leider selber Bandscheiben geplagt und berichte von meinen eigenen Erfahrungen.
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